
Ein Herz für katholischen Missbrauch
Warum ist eigentlich keiner so wirklich überrascht über die neuen Erkenntnisse zu sexueller Gewalt an Kindern in der katholischen Kirche?
Gestern stellte die Deutsche Bischofskonferenz die MHG-Studie vor, die Missbrauchsfälle in der Kirche von 1946 bis 2014 dokumentiert. Vier Jahre lang forschte und studierte man. Eine Vorauswahl trafen dabei bereits die kirchlichen Mitarbeiter beim Selektieren und Vorschreddern von Akten auf handliche Größe, um den Forschern die nervige Forscherarbeit abzunehmen. Gott sei Dank mischten sich die Kirchenvertreter rechtzeitig in die Recherche ein – so kamen nur schlappe 3.677 Missbrauchsfälle ans Licht. Die Zahlen, die noch im Dunkeln munkeln, können nun vergessen werden wie die Ministranten im Keller.
Macht macht sexy
Der katholischen Beichtstuhlerotik Wurzeln im Zölibat und homophoben Männlichkeitskult nachzusagen, wäre natürlich eine unbelegte Verschwörungstheorie. Völlig faktisch untermauert hingegen ist ein anderes Ergebnis: Je mehr Power im Amt, desto wahrscheinlicher die Chance, einen Freveler zu erwischen. 4,4 Prozent aller Kleriker sind der Studie nach Täter. Und ein Großteil von ihnen ist Diözesanpriester, in der Karriereleiter also weit hochgekrabbelt.
Aber, liebe Priester: Fürchtet euch nun nicht vor rechtlichen Konsequenzen. Nehmt unser Herz voll mit Nächstenliebe. Die weltliche Macht kann euch doch eh nichts.